“Hexen” ist ja inzwischen ganz gross in Mode. An jeder Ecke stolpert man über “magisches uns hexisches” und auch in den Weiten des Internets wird man ausreichend fündig. (Sonst wäre ja auch diese Seite nicht existent.)
Und so schaue ich denn auch gerne mal auf den Seiten meiner verschiedenen “Kolleginnen” und “Kollegen” vorbei um zu sehen, wie andere arbeiten und sich und ihr “Gewerbe” so darstellen.
So unterschiedlich wie die Personen sind, so verschieden ist auch ihr Weg, den sie gehen. Manchmal bestaune ich diese offensichtlich omnipräsenten, omnipotenten “Powerhexen”. Die schaffen es tatsächlich 6 Tage pro Woche von morgens bis abends im Laden zu stehen. Dazu noch Kinder, Partner, Haushalt samt Haustieren und Hexengarten. Sie erzeugen alle ihre Salben, Tinkturen, Amulette usw. komplett selbst. Werkeln so ganz nebenbei an ihrem Internetauftritt, verkaufen ihre Waren über den Webshop und haben dabei noch genug Zeit für Esbat und Jahreskreisfeste, Auftragsrituale, Hexengruppen, Freunde, Familie, Freizeit und den gesunden Nachtschlaf.
Und natürlich sind all diese “Hexen” als Hexe geboren und wussten das schon, bevor sie noch ihre erste Windel eingeweiht hatten. Sie sind als Kinder mitleiderregend oft ausgegrenzt worden und haben ihre wahre Bestimmung und Weihe dann als Hohepriesterin des heiligen Wasauchimmer gefunden. Was sie sagen und verkörpern ist (zumindest für sie) der Nabel des Universums. Und sie sind von sich so überzeugt, dass sie keine andere Meinung mehr ausser der eigenen gelten lassen. Sie mischen fröhlich Bräuche und Kulturen so durcheinander, dass sie diesen mystischen Brei dann getrost als Wahrheit anbieten können, da in diesem Chaos eh niemand mehr durchblickt.
Sie versprechen “garantierte” Lösungen für alle anfallenden Probleme. Das passende Ritual/Trank/Amulett (natürlich gleich bei ihnen zu einem angemessenen Preis zu erwerben), und alles kommt wieder in Ordnung. Dabei verschwimmen leider die Grenzen zwischen Machbarem und Brandgefährlichem immer mehr. Wo Menschen mit ernsthaften Problemen, die durchaus einen Arzt erforden, suggeriert wird, dass “alles durch die Hexe wieder gut wird” hört der Spaß wirklich auf. Jemandem, der wirklich schwer erkrankt ist oder seelische Nöte leidet mit einem ähem...”Ritual” ordentlich Geld aus der Tasche zu ziehen, nutzt dem Fragenden nicht im Geringsten. Und auch wenn der Glaube bekanntlich Berge versetzt: von manchen Dingen sollte die Hexe dann doch lieber ihre Finger lassen.
Eine angemessene Entlohnung für Dienstleistungen (auch der magischen Art) ist vollkommen in Ordnung. Preise, die so fantastisch wie die versprochenen Ergebnisse sind, widersprechen jeder Regel des Hexentums und der Menschlichkeit.
So “ganz nebenbei” tummeln sich auch noch die Hexen, die nicht mit großartigem Tamtam und Versprechungen daherkommen. Sie sind, was sie sind. Niemand hat sie zur Hohepriesterin geweiht, sie leiten keine Hexenzirkel und bei der Nennung ihres Honorars wirken sie oft regelrecht schüchtern. Sicher - diese Hexen erkennt man eher selten an fingerdick aufgetragenem Kajal, Pannesamt-Gewandung und “geweihtem Diadem” der Hohepriesterin. Sie sind einfach so wie sie sind, oft natürlich, ihrem Lieblingselement verbunden und geradeheraus. Ihre Ratschläge und Warnungen kommen von Herzen. Sie dienen in erster Linie dem Ratsuchenden und nicht der eigenen Bereicherung. Verantwortung vor den Göttern, der Natur und den Menschen steht für sie im Vordergrund.
Wo ich dabei stehe? Das mag jeder, der mit mir Kontakt hat, bitte für sich selbst entscheiden.
Mein Respekt für alle Hexen, die einfach nur das sind, was sie sind.
Und meine Bitte an alle “Selbsternannten, Erhöhten und Eingeweihten”: kommt mal wieder etwas auf den Boden zurück. Auch Ihr seid nackt in dieses Leben gekommen und werdet ebenso nackt wieder gehen. Ebenso wie die Menschen, die bei Euch Rat und Hilfe suchen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit haben noch niemandem geschadet, am allerwenigsten dem Ruf der Hexenzunft.
Ich wünsche Euch allen eine friedliche Zeit und den Mut, ganz Ihr selbst zu sein.
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